Die beiden Quellbäche der Lütsche entspringen in der Nähe von Oberhof.
Der linke Quellbach, der Lange Grund (in alten Dokumenten als „Grasige Lütsche“ benannt) wird gespeist durch den Läusebrunnen, der unterhalb des Landratsgartens liegt. In dem Breitenbornteich wurde das Wasser angestaut. Der Teich wurde im Jahr 1931 zum Oberhofer Waldschwimmbad ausgebaut und wird auch heute noch als Badeteich genutzt.
Die Quelle des Soldatenborns, die unterhalb des Amtmannschlags entspringt, wird zur Trinkwasserversorgung des Campingplatzes an der Lütsche-Talsperre genutzt. Der Überlauf des Rohwasserbehälters mündet in den Bach. Etwa
300 Meter unterhalb befindet sich der Lange-Grunds-Teich. Dieser wurde zur Speisung des alten Flößgrabens angelegt.
Der rechte Zufluss des Lütschebachs entspringt unterhalb der Gabelwand, am Löffelbühlfelsen, der Bachlauf wird zunächst als „Löffelbühlgraben“ bezeichnet. Zwischen Lärchenkopf und Hoher Warte trägt der Bach den Namen „Wiesengrund“(in alten Dokumenten als „Steinige Lütsche“ benannt).
Oberhalb des Campingplatzes wurde der Bach in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts verrohrt. Der ehemals vorhandene Obere Wiesenteich wurde in diesem Zusammenhang geschliffen und die Fläche des Teiches ist heute Teil des Campingplatzes. Am rechten Hang befand sich eine „Hangrutsche“. Über die Hangrutsche wurde das im Lütscheflößgraben transportierte Holz zum Oberen Wiesenteich verbracht. Von dort wurde es weiter dem Alten Flößgraben entlang bis nach Luisenthal geflößt.
Unter dem Langen Grund und dem Oberen Wiesengrund verläuft der Gerastollen. Dies ist ein Wasserüberleitungsstollen mit einer Länge von rund 10 km. Er hat ein Einzugsgebiet von rund 35 Quadratkilometern und erschließt die EinzugsbeHans-Georg Fischer Ortschaftsbürgermeisterreiche der Zahmen Gera, der Wilden Gera, des Kehltals, des Sieglitztals, des Langen Grundes und mündet im Silbergrund am Triefstein, in die Ohratalsperre. Mit dem Überleitungsstollen wurde das Einzugsgebiet der Ohratalsperre, die mehr als 400.000 Einwohner in Mittelthüringen mit bestem Trinkwasser versorgt, nahezu verdoppelt.
Die beiden Bäche Langer Grund und Oberer Wiesengrund vereinigen sich zwischen Dörrkopf und Kleiner Hohen Warte in der Lütsche-Talsperre.
Oberhalb des Zusammenflusses befand sich der Lütscheborn, eine mit Bruchsteinen gefasste Quelle mit einem Quellbecken.
Der Lütschebach verlässt die Talsperre am Tosbecken. Unterhalb des Tosbeckens versickert das Wasser vollständig. Am rechten Talhang der Kleinen Hohen Warte und des Farmentals sowie am linken Talhang, des Borzelkopfs befanden sich mehr als 30 Steinbrüche, in denen Mühlsteine gebrochen wurden. Das nicht benötigte Material wurde über Rutschen hinunter ins Tal transportiert.
Das im engen Tal locker aufgefüllte Abraummaterial hat viele Klüften und wird durch den Lütschebach unterirdisch durchflossen.
Etwa 300 Meter unterhalb des Tosbeckens tritt der Bach wieder zutage.
An jener Stelle, wo die Rotliegenden-Schichten aufgeschlossen sind, befand sich ein Messwehr. Dieses wurde für den Bau der Lütsche-Talsperre bis 1962 für die Gewinnung von hydrologischen Daten genutzt.
Am Fuße des Bergmannskopfes war der Lütschebach Grenze zwischen dem Herzogtum Gotha (HG) und dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen(FSS).
Davon zeugen noch die vielen Grenzsteine mi der Zeichnung HG – FSS entlang des Flüsschens. Der Lütschebach durchfließt die Wüstung des ehemaligen Dorfes Lütsche im Mündungsbereich des Ensebachs in den Lütschebach. Im weiteren Verlauf mündet links der Sandbach und rechts der Spring in das Flüsschen Lütsche. Im Bereich des ehemaligen herzoglichen Sägewerks mündet die Lütsche in die Wilde Gera.
Die Mündungshöhe des Lütschebaches in die Wilde Gera liegt bei 355 m ü NN. Der Name „Lütsche“ ist slawischen Ursprungs. Die Slawen besiedelten das Gebiet der Ilm und der Wilden Gera. Eine alte Bezeichnung für die slawischen Stämme ist „Wenden“. Viele Orts- und Flurnamen weisen auf slawische Besiedlung hin, z.B. der Längwitzgau, Branchewinda, Nahwinden, Ober- und Unterpörlitz, Langewiesen sowie die Flüsse Jüchnitz, Sieglitz oder die Flurbezeichnung Windeberg. Auch die Stadt Plaue ist (wendisch)-slawischen Ursprungs und leitet sich von „Plawe“, was auf slawisch „flößen“ heißt. In alten Karten wurde die Wilde Gera als „Wendisch Ger“(Gera) bezeichnet. In Plaue vereinigen sich die Zahme Gera und die Wilde Gera. Die Zahme Gera wurde in alten Karten als „Alte Gera“ bezeichnet.
Die Wasserkraft des Lütschebachs wurde, in der Mahlmühle und Schneidemühle Schwarzburger Mühle und in der Schneidemühle Herrenmühle genutzt.
Als Reproduktionsgebiet für die Bachforelle, die Mühlkoppe und das Bachneunauge ist der Lütschebach von besonderer ökologischer Bedeutung.
Das Bachneunauge ist ein lebendes Fossil, Neunaugen sind lebende Fossilien, die sich seit 500 Millionen Jahren kaum verändert haben. Das entscheidende Merkmal, welches die Neunaugen von Fischen und allen anderen Wirbeltieren unterscheidet, ist das grundsätzliche Fehlen eines Unterkiefers, welcher erst später in der Evolution entstanden ist.
Hans-Georg Fischer
Ortschaftsbürgermeister Frankenhain