Ehrlich gesagt haben wir vom Geschwendaer „Mäusegassenteam“ schon längere Zeit die Gräfenrodaer Bürger um ihre Geschichte rund um den Gartenzwerg und die Geraberger um ihre Thermometer-Tradition beneidet. Diese örtliche Historie findet in beiden Orten ihre Würdigung in interessanten Museen und bildhaften Darstellungen, wie z. B. dem Zwergenkreisel in Gräfenroda und dem Wetteranzeiger in Geraberg. Das vermittelt den Einheimischen Geschichte, Tradition und Zugehörigkeit zur Heimat, in der man sich wohlfühlt, Familie und Freunde hat. Und für die Gäste ist es zudem eine willkommene Werbung.
Nun erinnerten wir uns vom Team, dass wir auch eine interessante, fast 100-jährige Geschichte in Geschwenda besitzen, die durchaus auch einer Würdigung wert wäre: Die Herstellung der unzähligen und vielfältigen kleinen Wetterhäuschen in Geschwenda.
Bereits im Jahr 1905 gründete nämlich der Fabrikant Günther Frankenberger seine Fabrik „Wetterhäuschen und Holzwaren“ in Geschwenda. Es dauerte nicht lange, dass dieses „meteorologische Wunder“ mit seinem stilvollen Aussehen und der interessanten Funktionsweise ein breites Interesse fand. Als Wandschmuck, Geschenk oder als Wettermelder fand es reißenden Absatz. Über Thüringen und Deutschland hinaus trat das kleine Häuschen seinen Siegeszug zunächst in Europa und schließlich rund um den Globus an.
Über 2000 Stück der begehrten Wettermelder wurden monatlich in die weite Welt verschickt.
Mehr als 20 Frauen machten es mit Fleiß, Geschick und Liebe zum Detail möglich.
Eine wechselvolle Geschichte erlebte die Wetterhäuschenproduktion. Der 55-jährige Privatbetrieb wurde 1960 in die neu gegründete „PGH des holzverarbeitenden Handwerks“, umfirmiert und schließlich ab 1972 vom „VEB Holzbauelemente Gehren“ übernommen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kaufte die Familie Triebel 1991 den Betrieb über die Treuhandanstalt wieder zurück und setzte die Produktion in ihrem Betrieb „Wetterhäuschenfabrik Triebel“ fort. Aus Altersgründen übergab die Familie Triebel ihr Unternehmen im Jahr 1998 an die neue Inhaberin Frau Knorr aus Manebach. Der Absatz der Wetterhäuschen verschlechterte sich in den folgenden Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion und der starken und traditionellen Konkurrenz – vor allem aus dem Schwarzwald – mehr und mehr, so dass vier Jahre später im Jahr 2002 die Produktion der Wetterhäuschen aus Rentabilitätsgründen eingestellt wurde. Eine lange Tradition der Produktion der unzähligen schmucken kleinen Häuschen war damit nach fast 100 Jahren in Geschwenda zu Ende.
Diese interessante Heimatgeschichte rund um das meteorologische Wunder aus Geschwenda brachte uns schon 2018 zu der Überlegung, sie in unserem Dorf in Erinnerung zu bringen und bildhaft darzustellen. Nun war es gar nicht so einfach, das Interesse der örtlichen Gemeindemitglieder dazu zu wecken und die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Schließlich gelang es Mitte 2020 mit Unterstützung des Bürgermeisters Herrn Dominik Straube und dem Leiter der Bauverwaltung Herrn Mike Hellmundt, die Genehmigung zum Bau und Aufstellen des Wetterhäuschens in der Gothaer Straße zu erhalten.
Unter der Leitung von Bernd Kümmerling wurde in den letzten 3 Monaten dieses Jahres das Wetterhäuschen von unserem „Mäusegassenteam“ gebaut. Dabei haben wir großen Wert auf den Einsatz von Materialien gelegt, die keiner Pflege bedürfen, form- und farbbeständig sind, zudem auch unempfindlich gegen UV-Bestrahlung, Umwelteinflüsse und Schädlinge. Das Skelett des Wetterhäuschens wurde daher aus Stahl verzinkt gefertigt, die Verkleidung aus Aludibond und die Vorderseite ist mit Kunststoffpaneelen verkleidet.
Lediglich der umgebende Gartenzaun wurde mit Holz gefertigt. Die Kosten für das gesamte Material in Höhe von 4.000,00 € übernahm die Gemeinde Geratal aus dem Ortschaftsbudget von Geschwenda. Die Fertigung des Wetterhäuschens geschah mit Fleiß und Geschick in aufwändiger Eigenleistung fast vollständig durch Bernd Kümmerling in seiner geräumigen Werkstatt. Ihm gilt unser besonderer Dank.
Das ca. 5 m lange und 2 m breite Plateau für die Aufstellung des Wetterhäuschen-Ensembles baute in ansprechender Ausführung und guter Qualität der Bauhof der Gemeinde Geratal unter der kompetenten Leitung des stellvertretenden Bauhofleiters Tommy Blaß und Herrn Euchler.
Die Aufstellung und Komplettierung des Wetterhäuschen-Ensembles war schließlich kurz vor dem 1. Advent eine gemeinsame Angelegenheit. Am 28.11.2020 konnte nun das ansehnliche Wetterhäuschen seine Übergabe mit Würdigung durch den Bürgermeister der Geratalgemeinde Herrn Dominik Straube und unseren Ortsteilbürgermeister Herrn Berg Heyer erfahren. Ein historischer und besonderer Augenblick!
In diesem Zusammenhang möchten wir als Initiatoren vom „Mäusegassenteam“ uns beim Bürgermeister der Gemeinde Geratal und dem Bauhof für die tatkräftige und gelungene Unterstützung bedanken, natürlich auch bei unserem Ortsteilbürgermeister Herrn Berg Heyer für seine Unterstützung und Hilfe.
Maßgeblich zum Gelingen und zur Kosteneinsparung dieses Projektes haben die Unternehmen Hegenbarth Elektro-InstallationService e. K. mit der Elektroinstallation, die Kettner Dachdecker GmbH Schmalkalden mit der Lieferung der vielfältigen Materialien, die Hugon Lackierungen GmbH und die Jörg Abendroth Tischlerei mit ihrem großzügigen Sponsoring beigetragen. Das möchten wir besonders hervorheben!
Natürlich bedanken wir uns auch für die Unterstützung von Bürgern unseres Ortes, so Herrn Ullrich Triebel, Frau Regina Reiprich und Frau Veronika Arnold für die geschichtliche Aufarbeitung der Herstellung und Verbreitung des Wetterhäuschens und bei Herrn Rene Albrecht für seine fachliche Unterstützung.
Und keinesfalls möchten wir die Familie Kraußer vergessen. Sie hat uns ihre beiden Kinder Zoe und Leo als Modells mit wunderschönen bunten Trachten eingekleidet und uns davon zahlreiche Bilder zur Auswahl als „Sonnenfrau“ und „Regenmann“ zur Verfügung gestellt.
Seither schmücken die Beiden das Wetterhäuschen auf sehr eindrucksvolle Weise. Vielen Dank für die gelungene Unterstützung!
Gewiss ist die historische Feststellung von unserem Heimatdichter Ernst Meiland „Es gebt wull off dar weite Welt kä schinner Naast wie Schwäng“ ein wenig übertrieben, aber diese stolze Verbundenheit mit unserer Heimatgeschichte möchten wir auch durch das Wetterhäuschen fördern. Es soll Anstoß geben, uns Einwohner gemeinsam für unseren Heimatort Geschwenda zu engagieren und uns in ihm wohl zu fühlen.
Gewiss sind dieser Zielstellung keine Grenzen gesetzt. Das gegenwärtig entstehende Baugebiet in der Gothaer Straße und die im neuen Jahr vorgesehene Eröffnung der Arztpraxis sind ein wichtiger Schritt dahin.
Wir freuen uns gemeinsam mit den Bürgern und Gästen Geschwendas über das gelungene Wetterhäuschen-Projekt.
Das Mäusegassenteam
Bernd Kümmerling
Frank Gerhard
Norbert Apel
Knut Ramm
Geschwenda, den 30.11.2020