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Vor 140 Jahren- Durchschlag des Brandleitetunnels zwischen Gehlberg und Oberhof

von Alexandra

Mit der Tunnelbohrmaschine
Modernste Technik 1883. Mit diesen Stoßbohrmaschinen konnten maximal 4m Vortrieb am Tag geschafft werden.


Als am 7. Februar 1883 um 10 Uhr die Glocken der Kirche in Zella St. Blasii ertönten und kurz darauf Böllerschüsse vom Lerchen- und Märzenberg die morgendliche Stille durchschnitten, wussten die Menschen der Gegend Bescheid.
Der seit Tagen angekündigte und diskutierte Tunneldurchschlag des größten Bauwerkes jener Zeit war erfolgt. Dieser Tag ging in die Thüringer Geschichte als ganz besonderer ein. Nun war es zum Greifen nah, dass die ersehnte Verbindung von Nord- und Süddeutschland, zwischen Thüringen und Bayern Wirklichkeit wurde. Seit 1881 hatten sich die Bergarbeiter vieler Nationen, Maulwürfen gleich, Tag für Tag in den Berg mit seinen festen Gesteinsschichten
vorwärts gegraben.

Einzige, oft tagelange Unterbrechung brachten die plötzlich aufgetretenen starken Wassereinbrüche mit sich. Das war nun vorbei, der größte Teil der Arbeiten war geschafft.
Nachdem der Rauch der letzten Sprengung schnell abgezogen war, gab der starke Luftzug die Gewissheit, ein erstes Loch verbindet beide Seiten.
Der Durchschlag erfolgte am Streckenkilometer 38,7, 1900m im Berg von der Gehlberger Seite.

Am 21.Februar 1883 fanden die offiziellen Feierlichkeiten des Ereignisses statt.
Trotz Schneegestöbers trafen sich gegen 12 Uhr die „Honoratioren“, Beamte der Preußischen Eisenbahndirektion, der Gothaischen Staatsregierung sowie weitere Vertreter aus Suhl und St. Blasii an der Ostseite (Gehlberg) zusammen. Auf den kleinen Loren ging die Fahrt mit Hurra Rufen und Böllerschüssen durch das mit den Staatsfahnen geschmückten Tunnelportal hinein in den Tunnel. Beiderseitig standen hunderte Tunnelarbeiter mit Fackeln Spalier. Einigen dieser harten Burschen standen die Freudentränen in den Augen! Sie waren dabei, die oft elende Schinderei, verbunden mit körperlichen Blessuren waren vergessen. Noch ihre Enkel werden stolz erzählen: Mein Opa hat den Brandleitetunnel mitgebaut.
Nach der letzten Scheinsprengung an der Tunnelwand ging die Fahrt zum Westportal. Hier waren noch mehr Menschen versammelt und die Bergleute sangen ihre Lieder als Dank für das gelungene Werk.


Vom Tunnelportal mit Arbeitskolonne
Immer wieder waren Reparaturarbeiten im Tunnel nötig. Diese Mannschaft stellt sich um 1910 dem Fotografen.


In seiner Festrede hob der verantwortliche Bauleiter die Präzision der berechnenden Stollenseiten hervor, die sich nun mit erstaunlicher Genauigkeit in der Mitte trafen. Das Pirschhaus auf dem großen Buch bei Gehlberg diente dabei als Richtpunkt.
Die aus heutiger Sicht unglaublichen Differenzen betrugen 210mm in der Höhe, 300mm in der Länge und 25mm in der Richtung. Die Länge des für zweigleisigen Betrieb gebauten Tunnels beträgt 3039m.
Mit dem Zug und der festlich geschmückten Lokomotive fuhren die Festteilnehmer bis zum Schneidersgrund, um dann als Festumzug nach Zella
St. Blasii zum Festessen und der großen Feier mit Regimentsmusik und Tanz zu laufen. Der damalige Pfarrer und Ortschronist Budeeus hielt dies alles in seiner Aufzeichnung fest.


Vom geschmückten Tunnelportal
Das geschmückte Tunnelportal anlässlich des Durchstoßes am 21. Februar 1883 mit den geladenen Gästen.


Mit der Fertigstellung wurde er der zweitlängste Tunnel Deutschlands. Der 1878 eingeweihte Kaiser Wilhelm Tunnel bei Cochem an der Mosel war mit 4 200 m die Nummer eins.
Viele Fachleute dieses Projektes waren nun beim Bau des Thüringer Tunnels dabei.
Von der baldigen Fertigstellung der Gesamtstrecke Suhl – Neudietendorf waren aber nicht alle begeistert. Viele Fuhrwerker und die Postkutscher wussten vom Verlust ihrer Arbeit mit ungewisser Zukunft.
Eineinhalb Jahre dauerten noch die Arbeiten bis zur Einweihung der gesamten Bahnlinie im August 1884. An dieses Ereignis wird noch besonders erinnert.


Stefan Wespa , Januar 2023

 

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