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Verleihung des Denkmalpreises 2024 der Landrätin des Ilm-Kreises am 14.05.2025 in der historischen Braunsteinmühle in Geraberg

von Christian Heinz

Schon beim Betreten der Braunsteinmühle wurde man von früheren Bergswerksleuten und Ihren Frauen in historischen Kostümen begrüßt.
Ca. 80 Gäste waren der Einladung der Landrätin gefolgt, um der Verleihung des Denkmalpreises 2024 beizuwohnen.
Der Geraberger Heimatverein e.V. betreut das technische Denkmal der Braunsteinmühle. Für die Verleihung verzauberte er die Mühle zum Veranstaltungsort und gab den nötigen Rahmen und das Ambiente. Gleichermaßen sorgte der Verein zusammen mit dem Mühlencafe für die Versorgung.
Dominik Straube, Bürgermeister der Gemeinde Geratal, eröffnete die Veranstaltung und wies daraufhin, dass es das einzig erhaltene Manganerzwerk in Europa ist. Manganerze (auch Braunstein) wurden hier bis in die 1980 Jahre gemahlen. In der Hochzeit der Förderung (um 1860) hatten bis zu 400 Menschen in 130 Gruben Arbeit.
Seit 2007 bemüht sich der Geraberger Heimatverein mit viel ehrenamtlichem Einsatz, Hingabe und Engagement um dieses historische Denkmal, welches auch durch seine Einzigartigkeit in den UNESCO Global Geopark Inselsberg-Drei Gleichen aufgenommen werden soll.
Nach dem Grußwort der Landrätin Petra Enders und die Rückblicke auf den Denkmalstag 2024 gaben die Vereinsmitglieder Einblicke in den harten Arbeitsalltag rund um die Mühle.
Nach der gelungenen Aufführung wurden die Denkmalspreise 2024 vergeben.

Für die vorbildhafte Restaurierung des Gebäudes “Haus zur Sonnenblüthe” in Arnstadt, Unterm Markt 6, erhielt Cordula Köhler den mit 1.000 Euro dotierten Denkmalpreis des Ilm-Kreises 2024.

Das im Jahr 1589 – kurz nach dem verheerenden Stadtbrand von 1581 – errichtete Gebäude war über viele Jahrzehnte Bäckerei und Braustätte. Es beherbergt noch heute den historischen Backofen und einen winzigen Verkaufsraum mit originaler Ladentheke. Nach über 20 Jahren Leerstand übernahm Cordula Köhler 2022 das Denkmal in einem sanierungsbedürftigen Zustand – und verliebte sich augenblicklich in seine Geschichte und Ausstrahlung. Mit großer Achtung vor der originalen Bausubstanz wurde das Haus fast vollständig in Eigenleistung restauriert. Fehlende Bauteile wurden stilgerecht ergänzt, historische Elemente freigelegt und erhalten. Die Familie legte besonderen Wert auf traditionelle Handwerkstechniken, natürliche Materialien und die Einbindung regionaler Fachbetriebe. Ein echter Blickfang ist der liebevoll restaurierte Ladeneinbau aus der Zeit um 1900, der heute den neuen alten Namen des Hauses trägt: „Zur Sonnenblüthe“. Auch Herausforderungen wie die niedrige Raumhöhe im Zwischengeschoss wurden kreativ gelöst. Heute beherbergt das Gebäude im Obergeschoss Ausstellungsräume für exklusive Porzellane, das Erdgeschoss wird zeitweise von der Familie selbst genutzt. In naher Zukunft sollen auch die historischen Anbauten und die alte Backstube mit dem originalen Backofen denkmalgerecht wiederhergestellt werden.

Für die jahrzehntelange Erforschung und Dokumentation der historischen Grenzsteine in Thüringen erhielt Rainer Gerlach den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis des Ilm-Kreises 2024.

Was 1989 mit dem Fund eines Grenzsteins bei einem Spaziergang begann, entwickelte sich zu einer Lebensaufgabe: Anhand alter Karten, Messtischblätter und Flurkarten erfasste Gerlach im Laufe der
Jahre 26.885 Grenzsteine – darunter kunstvoll gestaltete Landesgrenzsteine, Forstgrenzsteine und kirchliche Grenzmarkierungen. Er dokumentierte Koordinaten, Maße, Inschriften und Zustand der Steine und legte für seine Arbeit über 178.000 Kilometer mit dem Auto und über 8.600 Kilometer zu Fuß zurück. Besonders beeindruckend ist sein Gedächtnis: Zu nahezu jedem Stein kennt er dessen Geschichte und Bedeutung. Der älteste von ihm dokumentierte Stein stammt aus dem Jahr 1537 und befindet sich auf dem Veronikaberg bei Martinroda. Im Jahr 2017 übergab Gerlach seinen gewaltigen Fundus – analog und digital – an das Kreisarchiv Arnstadt. Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie würdigte diese Sammlung als „enormen Schatz“ für die Erforschung der thüringischen Kulturgeschichte.

Für ihren engagierten Einsatz zur Bewahrung alter Handwerkstradition in der „Zwergstatt Gräfenroda“ wurde Helma Ortmann der Ehrenpreis der Landrätin 2024, dotiert mit 300 Euro, verliehen.

„Mit viel Liebe zum Detail und großem persönlichem Einsatz führt Helma Ortmann die traditionsreiche Gartenzwergmanufaktur in Gräfenroda weiter – die letzte ihrer Art in ganz Deutschland.“, so Enders. Die Geschichte der Zwergenproduktion reicht bis ins Jahr 1874 zurück. Über vier Generationen hinweg wurden hier die bekannten Griebel-Zwerge gefertigt, die längst Symbolfiguren der Thüringer Handwerkskunst geworden sind. Anfang 2021 übernahm Helma Ortmann die traditionsreiche Werkstatt von Reinhard Griebel. Die studierte Bauingenieurin und erfahrene Stuckateurin im Denkmalschutz brachte nicht nur das nötige technische Wissen, sondern auch große Leidenschaft mit: „Die Arbeit mit Ton ist für mich ein großes Glück“, sagt Ortmann. In der „gläsernen Manufaktur“ können Besucher den Entstehungsprozess der Zwerge hautnah miterleben. Ergänzt wird das Angebot durch ein Museum, das die über 140-jährige Geschichte der Zwergenherstellung dokumentiert. Mit der Teilnahme an der Grünen Woche in Berlin und der diesjährigen Expo in Japan trägt Ortmann diese besondere Thüringer Handwerkskunst auch in die Welt hinaus.

Ein großes Lob und Dankeschön geht an den Geraberger Heimatverein. Durch ihre Mitwirkung und kulturellen Einlage sowie die köstliche Versorgung haben sie zum Erfolg dieser Veranstaltung maßgeblich beigetragen.

Tag des offenen Denkmals 2025

Abschließend rief Landrätin Enders zur Teilnahme am Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025 auf, der unter dem bundesweiten Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ steht. „Ich lade alle Eigentümerinnen und Eigentümer von Denkmalen herzlich ein, ihre Türen für Interessierte zu öffnen und ihre Geschichten zu teilen“, so die Landrätin. Anmeldeschluss ist der 30.06.2025. Informationen und Formulare sind auf der Homepage des Ilm-Kreises unter www.ilm-kreis.de/Ämter/Bauaufsichtsamt/Untere-Denkmalschutzbehörde abrufbar.

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