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70 Jahre Geraberger Schwimmbad

20 Jahre mit Edelstahlbecken

von Alexandra

Die Badesaison hat in unserem supermodernen Edelstahlschwimmbad gerade begonnen und wir wollen sie nutzen, ein schönes Jubiläum zu feiern. Den Wunsch ein Freibad zu besitzen, hatten die Geraberger schon vor sehr langer Zeit. Anfang der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde ein solches geplant und Gewerkschafter sammelten dafür Geld. Dieses wurde mit fadenscheiniger Begründung von den Nazis konfisziert und in den nächsten Jahren dachte sicher kaum jemand mehr an ein Schwimmbad. Es war Krieg.

Von 1936 bis Anfang der 50er Jahre nutzten Geraberger das Freibad in Elgersburg, den sog. „Neuen Teich“.
Aber: 1947 wurde das alte Vorhaben wieder neu aufgegriffen. In der Nähe des „Stockenteiches“ wurde ein alter verschlammter Grasteich mit primitiven Mitteln und viel Handarbeit in unzähligen NAW-Stunden (Nationales Aufbauwerk) ausgeschachtet. Die Uferbefestigung erfolgte mit Holzbohlen. Die Nägel für diese besorgte Willy Irrgang mit seinem Holzvergaser-Laster. Die Fa. Otto Hofmann wollte zu der Zeit schon das zukünftige Bad mit Beton ausbauen, was aber zu teuer war.

1952 war feierliche Einweihung des Volksbades. Der erste Bademeister war Helmut Kühn aus Arlesberg. Einen Sprungturm gab es seit 1955. Dieser bestand aus einer stabilen Holzkonstruktion und ermöglichte Sprünge aus 1m Höhe, 3m Höhe und für ganz Mutige aus 5m Höhe. Komplettiert wurde das Badgelände durch das Umsetzen einer Holzbaracke aus dem Steintal, die nach dem Krieg Flüchtlinge beherbergte. Sie diente nun als Umkleidekabine für die Badelustigen und ein kleiner Raum stand dem Bademeister zur Verfügung.

Das Freibad wurde intensiv genutzt, doch der Zahn der Zeit nagte an den Wänden des Bades und vor allem am Sprungturm. Aus Sicherheitsgründen musste das ganze Bad nach dem Sommer 1960 oder 1961 geschlossen werden. Doch es ging weiter! 1961 schlug der Ortsausschuss der Nationalen Front vor, im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW), ein modernes Freibad aus Beton zu bauen. Über 25.000 Aufbaustunden leisteten zahlreiche freiwillige Helfer, 30.000 Mark spendeten die Einwohner von Geraberg, 20.000 Mark gab der VEB Vereinigte Lotteriebetriebe dazu und 18.000 Mark kamen aus Mitteln der Gemeinde. Das Badebecken wurde auf 50m x50m vergrößert. Es entstanden ein Schwimmer-, ein Nichtschwimmer- und ein Planschbereich. Der Holzsprungturm wurde durch eine Metallkonstruktion ersetzt mit einem 3m-Brett und zwei 1m-Brettern.

Am 5. Juli 1964 fand eine Wiedereinweihungsfeier mit vielen Besuchern statt. Erster Bademeister war Helmut Mohring und Reimar Schirmer war Rettungsschwimmer. Aus Elgersburg kam als Rettungsschwimmer Manfred Albert, besser bekannt als „Fips“ dazu. Während der Badesaison fanden Kurse zur Ausbildung von Rettungsschwimmern statt. Zu den ersten gehörten Lothar Fabig, Klaus Irrgang, Roland Wegmann und ein Student von der TH Ilmenau. Sie holten bei Wettkämpfen auf Kreis- und Bezirksebene fast alle Titel und schafften es bis zur DDR-Meisterschaft in Schwarzheide und ebenso die Teilnahme als Schwimmer am 5. Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig.

Ende der 60er Jahre war Rolf Enge aus Elgersburg Bademeister in Geraberg.

Zu einer späteren Rettungsschwimmer-Ausbildungsgruppe gehörten Michael Döhler, Jürgen Hopf, Hagen Wegmann, Dieter Kretschmar und andere. Ein Teil auch der neu ausgebildeten Rettungsschwimmer arbeitete danach in verschiedenen Bädern des Kreises als solche bzw. als Bademeister.

Anfang der 70er Jahre entstand neben der Umkleidebaracke ein Kiosk, der vom Konsum betrieben wurde. Bei schönem Wetter wurde dort viel Taschengeld gelassen. 1976 war wieder ein Baujahr. Die Mauer der Längsseite des Nichtschwimmerbereiches wurde zu einer breiten Treppe umgebaut. Auch wenn Baumaterial und Geld immer knapp waren, für unser Bad fand sich trotzdem eine Lösung.

1981 begann mit Hilfe der Gemeindebaubrigade, zu der Rüdiger Witting, Manfred Neubauer, Siegfried Mascher und andere gehörten, der langjährige Bau neuer Toiletten und Umkleideräume. Nach Fertigstellung dieser wurde das ehemalige Toilettenhäuschen am Eingang des Bades 1987 zum Kassenhäuschen umgebaut. Seit 1986 wurden die Badegäste von Bademeister Jürgen Hopf und durch das Kollektiv des Wasserrettungsdienstes unter Leitung von Holger Frankenberg betreut.

1988 leuchtet unser Bad hellblau, weil es mit dicker hellblauer Folie ausgekleidet wurde. Ein ganz neues Badeerlebnis, auch für die Kleinsten. Sie erhielten ein separates Planschbecken. Und dann kam die Wende. Vieles war plötzlich möglich. Vieles wurde anders, schöner, aber auch teurer. Das Bad wurde mit einer neuen Filter- und Umwälzanlage ausgestattet, ein neuer Kiosk mit großer Sitzterrasse davor entstand und als ein richtiges Highlight entpuppte sich die große 38m lange Rutsche aus Edelstahl und Plasteschalen. Außerdem entstand eine Minigolfanlage, ein Beachvolleyballplatz und zeitweise ein kleiner FKK-Bereich. Neptunfeste und Beachparties fanden statt. Seit 1991 ist Jürgen Rudloff Schwimmmeister.

Das nächste Wunschziel war die solare Erwärmung des Wassers. Die in der VG Geratal angesiedelte Gruppe „Lokale Agenda 21“, unter Leitung von Dr. Bernd Knabe, arbeitete inzwischen mit der Fachhochschule Erfurt eng zusammen. Möglichkeiten der Wassererwärmung mittels Solartechnik erstellten Studenten im Rahmen von Diplomarbeiten. 1999 erfolgte die Ratifizierung eines Kooperationsvertrages zwischen der FH Erfurt und der VG Geratal.

2000, das Jahr der negativen Überraschungen. Es gab große Probleme im Bad. Die Filtertechnik musste erneuert werden und die blaue Folie im Badebecken ist kaum noch zu reparieren. Es steht die Frage: Schließung oder grundhafte Sanierung. Das Zauberwort hieß „Förderung“. Nach intensiver Planung stand fest: Edelstahl fürs Schwimmbad! Die Grundsteinlegung für den Umbau erfolgte am 27. Juni 2001. Da die Bauarbeiten zügig vorangingen, war am 1. Mai 2002 die offizielle Eröffnung des neugestalteten Bades der Superlative. Im Juni fand im Rahmen der Eröffnung für alle das 1. Schwimmbadfest statt. Das Bad verfügt über drei 50m-Bahnen, vier 25m-Bahnen, Extra-Sprungbereich mit 1m-Turm und 3m-Turm, Nichtschwimmerbereich, und die wieder verbaute Rutsche. Weiterhin bietet es Sprudel- und Spaßbereiche mit Wasserspielen. Für die ganz kleinen Badegäste entstand ein wunderschöner Planschbereich. Die Liegewiese wurde vergrößert und verschönert.

Im Juli 2003 fand im neugestalteten Bad die Abschlussveranstaltung eines nicht alltäglichen Trainingslagers statt. Zu einem Freundschaftswettkampf traf sich die Elite Deutscher Schwimmvereine mit Profis des Northsport Swimming Club aus Oakland, Neuseeland. Spitzenschwimmer des Erfurter, des Arnstädter sowie des Hallenser Schwimmclubs waren extra hierfür angereist.

Die Badesaison 2011 wird mit dem neuen Schwimmmeister, Michael Radam, eröffnet, ihm zur Seite Markus Bamberg als Rettungsschwimmer, der sich zum Fachangestellten für Bäderbetriebe weiterbildete. Ein Highlight dieser Schwimmsaison war das Abendschwimmfest wieder mit einer Mannschaft aus Neuseeland. Organisator war die Leitung des Schullandheims.
Das 10jährige Jubiläum des neuen Bades und 60 Jahre Bad wurden zünftig mit Gaudi, Wettkampf und Party im Sommer 2012 gefeiert. Langeweile gab es nie, leider ab und zu einen kühleren Sommer. Das Jahr 2015 war wieder von Bautätigkeit geprägt. Am Bad entstand das Mehrgenerationenhaus mit neuen Toiletten für die Badegäste. Gleichzeitig wurde der Service internetmäßig aufgerüstet, was vor allem für Gäste von weiter her, z.B. Suhl, Arnstadt, Erfurt wichtig ist. Michael Radam übergab 2016 den Staffelstab als Bademeister an Markus Bamberg, der sich nun „Geprüfter Meister für Bäderbetriebe“ nennt.

Auch während der „Coronazeit“, die uns alle fest im Griff hatte, wurde der Badebetrieb über alle Hürden hinweg mit vielen kreativen Ideen weitergeführt. Ein umfangreiches Hygienekonzept musste erstellt werden. Die Liegewiese zeigte sich nach dem Mähen im „Schachbrettmuster“ und die Badegäste kamen in Etappen und mit Zeitbegrenzung ins Bad. Das waren relativ große Einschränkungen, aber sie wurden akzeptiert und der Badebetrieb konnte aufrechterhalten werden. Das ist dem Bademeister und seinem Team sehr hoch anzurechnen.

In eigener Sache. Dank an alle, die mit Informationen zum Inhalt beigetragen haben. Leider wurde über unser schönes Bad in der Vergangenheit (Zeit bis zur Wende) nie eine Chronik geschrieben. Aus Erinnerungsberichten, spärlichen Zeitungsartikeln und unspezifischen Quellen wurde dieser Artikel von mir zusammengestellt. Es gibt in unserem Fundus auch kaum Fotos. Ich hoffe, kleine Fehler werden mir verziehen. Schön wäre es, wenn sich jemand meldet, der noch interessante Informationen bezüglich der Badgeschichte dazugeben kann.

Gabi Irrgang
Vorsitzende Geraberger Heimatfreunde e.V.

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