Zu Fritz Schmidt, Träger der Nahkampfspange in Gold
Fritz Schmidt wurde am 5. Dezember 1921 in Gräfenroda als erstes von vier Kindern des Reichsbahnangestellten Ernst Schmidt (geb. am 03.04.1895 in Gräfenroda; gest. März 1979 in Gräfenroda) und dessen Ehefrau Auguste Schmidt geb. Beyer (geb. am 23.08.1900 in Gräfenroda; gest. am 11.02.1977 in Gräfenroda) geboren.
Der Vater Ernst Schmidt war bis zur Machtübernahme der Faschisten 1933 Mitglied der SPD, die Mutter Auguste Schmidt war streng evangelisch, im Verwandtenkreis wurde diesbezüglich sprichwörtlich genannt, sie sei mit dem Pfarrer verheiratet.
Vom 01.04.1928 bis 31.03.1936 besuchte Fritz Schmidt die Volksschule in Gräfenroda. Danach erlernte er ab 01.04.1936 bis 31.03.1939 den Beruf eines Werkzeugmachers in der Metallwarenfabrik Röhm-Gesellschaft in Zella-Mehlis. Die Gesellenprüfung legte er am 19.01.1939 ab. Danach arbeitete er als Werkzeugmacher in genannter Firma bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht 1941. [1]
Folgende militärische Auszeichnungen erhielt Fritz Schmidt:
- 16.02.1944 Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 14.09.1944 Eisernes Kreuz 1. Klasse
- 20.08.1944 Nahkampfspange in Gold als Obergefreiter des 5. Grenadier Regimentes (mot.)
- 28.11.1944 Deutsches Kreuz in Gold als Obergefreiter des Führer-Begleit-Regimentes „GD“
Nach nicht überprüften überlieferten Angaben soll Fritz Schmidt u.a. im Kessel von Stalingrad als Soldat eigesetzt gewesen und aus diesem verwundet mit einem der letzten Flugzeuge im Januar 1943 ausgeflogen worden sein. [2]
[1] Die Einberufung des Jahrganges 1921 begann am 01.02.1941
[2] Die Stalingrader Schlacht begann im August 1942 und endete mit der Kapitulation der 6. Armee am 2. Februar 1943.
Die Nahkampfspange wurde als Militärauszeichnung des Heeres per Verordnung vom 25. November 1942 durch Adolf Hitler gestiftet. Sie war die höchste infanteristische deutsche Kriegsauszeichnung des Zweiten Weltkrieges. Ihre Stiftung erfolgte in drei Stufen und konnte an Soldaten aller Dienstgrade verliehen werden, die sich in Nahkampfeinsätzen der Infanterie, d. h. in Stoßtrupps, im Grabenkampf, beim Stürmen einer Stellung, bei der Abwehr eines Infanterieangriffs oder beim Antreten von Nahkampftrupps gegen Panzer bewährt hatten.
Die Verleihung der jeweiligen Stufe erfolgte:
- Nach 15 Nahkampftagen 1. Stufe (Bronze)
- Nach 30 Nahkampftagen 2. Stufe (Silber)
- Nach 50 Nahkampftagen 3. Stufe (Gold)
Die Stiftung erfolgte laut Verfügung als sichtbares Zeichen der Anerkennung des mit der blanken Waffe und Nahkampfmitteln Mann gegen Mann kämpfenden Soldaten zugleich aber auch als Ansporn zur höchsten Pflichterfüllung.
Als Nahkampftage galten alle Kampftage, an denen die ausgezeichneten Kämpfer Gelegenheit fanden, das Weiße im Auge des Feindes zu sehen, d. h. mit Nahkampfwaffen mit dem Gegner Mann gegen Mann im Kampf bis zur letzten Entscheidung zu stehen.
Verleihungsvoraussetzung war weiter, dass der Kämpfer diese Situation ungeschützt und zu Fuß durchstanden hatte.
Für jeden der mit der Nahkampfspange in Gold ausgezeichneten Soldaten bedeutete diese, dass er im Kampf mindestens 50 feindliche Kämpfer eliminiert, getötet hatte. Die tatsächliche Zahl der allein bei diesen Einsätzen getöteten feindlichen Kämpfer wird jedoch erheblich größer gewesen sein. [3]
Das Oberkommando der Wehrmacht gab am 26. März 1944 bekannt, dass sich Hitler die Aushändigung der Nahkampfspange in Gold persönlich vorbehalten hatte. Die vier ersten Verleihungstermine mit Aushändigung der Nahkampfspange in Gold erfolgten im August und September 1944 durch Hitler persönlich.
[3] Grundlage der Verleihung einer Nahkampfspange waren u.a.:
- die „Verordnung über die Stiftung der Nahkampfspange vom 25. November 1942“ von Adolf Hitler
- die „Bestimmungen zur Verordnung über die Stiftung der Nahkampfspange vom 23. November 1942“ des Heerespersonalamtes.

Die Nahkampfspange in Gold
Die Nahkampfspange in Gold wurde Fritz Schmidt am 26.09.1944, der vierten Aushändigung durch Adolf Hitler in dem Führerhauptquartier, der Wolfsschanze, persönlich überreicht.
Nach nicht belegbaren Aussagen soll Hitler bei der Gratulation von Fritz Schmidt nach dessen Herkunft gefragt haben, auf die Antwort Gräfenroda soll Hitler gesagt haben, dass er den Ort kenne und auch schon in diesem war. Außerdem soll Hitler Schmidt gesagt haben, dass er solche Frontsoldaten wie ihn in seinem Begleitkommando, statt Etappenhengste, brauche.

Adolf Hitler gratuliert dem Obergefreiten Fritz Schmidt [4]

Foto von der 4. Aushändigung der Nahkampfspange in Gold durch Adolf Hitler an 13 Soldaten, darunter der Obergefreite Fritz Schmidt – auf dem Foto ganz rechts [4]
[4] Quelle der beiden Fotos „Die Träger der Nahkampfspange in Gold“, Manfred Dörr, VDM – Zweibrücken 2019, Seite 671, 673
Mit der Verleihung der Nahkampfspange in Gold erhielt jeder Ausgezeichnete einen Sonderurlaub von 21 Tagen und als größte Vergünstigung die Herausnahme aus dem Frontdienst für ein ganzes Jahr. Für Fritz Schmidt bedeutete dies die Versetzung zum Führer-Begleit-Regiment „GD“.
Mit Stand 2019, der Veröffentlichung des Buches „Die Träger der Nahkampfspange in Gold“ durch Manfred Dörr, wurden 622 Träger der Nahkampfspange in Gold nachgewiesen.
Aus heutiger Sicht ist kaum vorstellbar was es bedeutete, 50 oder sogar mehr Nahkampftage in vorderster Front mitgemacht und überlebt zu haben.
1945, der genaue Zeitpunkt und Ort ist nicht bekannt, kam Fritz Schmidt zunächst in russische Gefangenschaft danach erfolgte seine Übergabe an die Amerikaner. Der Grund für diese Übergabe ist nicht bekannt.
Nach Fritz Schmidt wurden auch die beiden jüngeren Brüder Werner Schmidt (geb. 1923, verst. 1986) nach dem 01.04.1943 und Helmut Schmidt (geb.1926, verst.1995) nach dem 07.01.1943 zum Kriegsdienst in der Luftwaffe bzw. Wehrmacht eingezogen. Auch diese Beiden überlebten den Kriegseinsatz und die anschließende Gefangenschaft.
Der jüngste Bruder Lothar Schmidt (geb. 1935, verst. 2025) war noch zu jung für die Einberufung zum Kriegsdienst.
Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete Fritz Schmidt zunächst ab Juli 1946 als Werkzeugmacher bei der Firma Vierling & Triebel in Gräfenroda, Bahnhofstraße.
Vom 01.01.1947 bis 31.03.1947 machte er eine Umschulung zur Holzverarbeitung bei der Fa. Franz Graf, Holzbearbeitung in Gräfenroda, und arbeitete dort als Holzarbeiter bis 12.09.1953. Ab 14.09.1953 war er als Presser bei Karl Eckardt, Preßwerk, in Gräfenroda tätig.
Auf Grund der Folgen seiner Kriegsverletzung erfolgte seine Invalidisierung.
Als Invalidenrentner engagierte er sich bis zu seinem Tod ehrenamtlich als Küster (Glöckner) der evangelischen Kirchengemeinde Gräfenroda. Dieses Engagement ist, außer seiner kirchlichen Bindung, vermutlich als eine Art Buße bzw. Wiedergutmachung seines Einsatzes als Soldat im 2. Weltkrieg zu erklären.

Fritz Schmidt 1948
Am 12. August 1946 heiratete Fritz Schmidt Anna Graf, geb. am 06.06.1921 in Frankenhain. Der Ehe entstammten drei Kinder. Mit seiner Familie wohnte Fritz Schmidt im Haus seiner Eltern in Gräfenroda, Gartenstraße 24.
Am 23.10.1984 verstarb Fritz Schmidt kurz vor Vollendung seines 63. Lebensjahres.

Foto des Grabsteines von Fritz und Anna Schmidt auf dem Friedhof von Gräfenroda
Nicht alle aus Gräfenroda zum Kriegsdienst im 2. Weltkrieg eingezogenen Gräfenrodaer hatten das Überlebensglück wie die drei Brüder Schmidt.
Auf dem Grabmal für die Gefallenen und Vermissten auf dem Friedhof Gräfenroda sind 176 Gefallene und 76 Vermisste angeführt.

Grabmal für die Gefallenen und Vermissten auf dem Friedhof Gräfenroda
Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Diskussion zur Wiedereinführung bzw. der Reaktivierung der Wehrpflicht, in welcher Ausgestaltung auch immer, sollte sich jeder von der Einberufung zum Wehrdienst, zutreffender zum Kriegsdienst, Betroffene aber auch sich freiwillig hierfür Bereiterklärende und bereits aktiv Dienende die Frage stellen ob er bereit ist, mit der gleichen Tapferkeit und Konsequenz wie Fritz Schmidt in einem Kriegseinsatz zu kämpfen und die feindlichen Kämpfer zu bekämpfen d.h. zu töten und dafür auch sein Leben zu geben.
Im zweiten Weltkrieg war die Überlebenschance der Frontsoldaten nicht sehr groß. Statistisch hatte damals ein Zugführer der Panzergrenadiere ganze 7 Tage als Frontkämpfer zu leben. Ein Kompanieführer erreichte nach der Statistik 21 Tage und ein Bataillonskommandeur 30 Tage. Danach waren sie statistisch gesehen tot. [5]
Vom Grundsatz stellt sich die oben genannte Frage auch unter den veränderten Bedingungen und der Art und Weise der Kriegsführung, dem zunehmenden Einsatz von Drohnen, Marschflugkörpern und anderen Flugkörpern sowie fern- bzw. computergesteuerten Waffen, bei denen der Soldat (Drohnenpilot) aus „sicherer“ Entfernung die Eliminierung, d. h. Tötung feindlicher Kräfte, vornimmt und der direkte Kampf Mann gegen Mann, zumindest vom Umfang, her zurückgeht.
Zur Beantwortung der Frage nach der Notwendigkeit einer Wehrpflicht sollte sich jeder, insbesondere jeder politische Entscheidungsträger die Frage stellen, ob er selbst und auch seine Kinder mit aller Konsequenz für den Kriegsdienst bereit ist / sind.
In jedem Fall sollte die Entscheidungsmöglichkeit jedes Bürgers ohne Nachteil gegeben sein, sich gegen einen Wehrdienst / Kriegsdienst zu entscheiden.
Hubert Beyer
[5] Quelle: „Die Träger der Nahkampfspange in Gold“, Manfred Dörr, VDM – Zweibrücken 2019, Seite XXI

