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Aus der Arbeit der Geraberger Heimatfreunde

von Alexandra

Am 22. Juni 2021 wäre Gera(-berg) 775 Jahre geworden. Wie vieles andere hat CORONA auch unsere Planungen durcheinandergebracht. Aber wir haben ja noch die Schnapszahl 777 im Jahr 2023. In dem Jahr besteht auch die Verbindung Gera und Arlesberg zu GERABERG seit 100 Jahren, also gleich zwei Jubiläen.

Den Bemühungen unseres langjährigen Ortschronisten, Egon Wallendorf, haben wir die Entdeckung der Urkunde vom 22. Juni 1246 über die Schenkung eines Weinberges in „Gehra“ zu verdanken.

Wie alt kann Gera, jetzt Geraberg wirklich sein?

Zur Beantwortung dieser Frage überließ er den Heimatfreunden eine ausführliche Beschreibung darüber, wie und wo die Jahreszahl eingeordnet werden kann.

1. Mit Bestimmtheit kann festgestellt werden, dass Gera älter ist als das Ausstellungsdatum der Schenkungsurkunde /1/. Mit der Nennung des “neuen Weinberg in Gera“ wird ja schon bewiesen, dass Gera bereits bestand, vielleicht in Form eines Einzelgehöftes oder eines größeren Gutes, vielleicht einer Siedelgemeinschaft in Form einer Commune oder auch nur einer kleinen Kapelle mit einigen Mönchen zur Bewirtschaftung des Weinberges in aller nächster Nähe. Bekanntlich haben Mönche in der sog. Siedelungszeit, in den Jahren ab 800/900 -1300, viel zur Kolonisation und Rodung des Landes beigetragen, vielleicht aber auch gleichzeitig zur Christianisierung schon sesshafter Bevölkerungsteile wirken wollen.

2. Welche Umstände können zur Besiedelung im Geraer Raum beigetragen haben? Im vorhergehenden Abschnitt wurde auf die schon frühere Besiedelung hingewiesen. Ist doch aus der Schenkungsurkunde des Jahres 1246 zu ersehen, dass der Pfarrer Ulrich v. St. Benedikti und auch Kanonikus v. S. Mariae zu seinem Seelgeräte der Marienkirche u.a. den „neuen Weinberg zu Gera“ vermachte. Hieraus ist nun zu folgern, dass der Erfurter Klerus Landbesitz in unserem Raum hatte und auch frei darüber verfügen konnte. Aber wie ist die Erfurter Kirche zum Landbesitz gekommen? Dokumente aus der damaligen Zeit liegen nur spärlich und dazu noch lückenhaft vor oder müssen erst noch aus ihrem langjährigen Archivschlaf aufgefunden werden. Hier können nur Geschichtsforscher und Historiker bei der Findung neuer Erkenntnisse wirken.

3. Zu Zeiten der sogenannten Sachsenkaiser (Heinrich I, Heinrich II), also zur Jahrtausendwende (919-1024), wurde die Besiedelung des schwer entvölkerten Landes verstärkt durchgeführt, hervorgerufen durch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den slawischen Völkern, den ungarischen Raubzügen und auch den fortdauernden Kleinkriegen um die Macht der vielen Fürsten untereinander. Ziel war auch, die in den thüringisch-sächsischen Landen sesshaften Bevölkerungsteile zu christianisieren. Einerseits waren die damals herrschenden Fürsten bestrebt, ihre Macht durch eine sesshafte Bevölkerung zu festigen und auch zu vergrößern andererseits aber auch wieder bemüht, den Einfluss der bis in unseren Raum vorgedrungenen slawischen Volksstämme einzuschränken.
Bei Ortsgründungen bzw. Sesshaftmachung der Bevölkerung war es damals üblich, bei Kirchen- oder Kapellengründungen einen Schutzpatron, einen sog. Leitheiligen voranzustellen. So vertritt z.B. Dr. Hannappel in seinem Buch „Archidiakonates Beatae Mariae Virginis Erfurt“ /2/ die Ansicht, dass zu den seinerzeit geförderten Kulten in der Sachsenkaiserzeit u.a. auch der Patron Bartholomäus (einer der zwölf Jünger Jesu) häufig typisch war und eine Kapelle diesem geweiht wurde. Aus der Kirchenchronik von Gera(-berg) ist nur zu ersehen, dass ehemals eine Kapelle in der Reformationszeit zu einer Kirche mit der Weiterführung des Namens St. Bartholomäus umgebaut worden sei. Bekannt ist auch, dass die Kirche zu Gera bereits im 15. Jahrhundert als eine Hauptkirche bezeichnet wird. Angelroda gehörte 1496 als Vikarie zur Pfarrei Gera.

Im Gegensatz zu den Ausführungen von Dr. Hannappel, vertritt Prof. Dr. Walther von der Karl-Marx-Universität Leipzig /3/ den Standpunkt, dass die Zeitstellung der Bartholomäus-Patrozinien in der Regel aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. Dieser Annahme kann schon eher zugestimmt werden, da Dr. H. Patze in seinem Buch „Thüringen“, 9. Ausgabe, 1989 /4/ mehr aussagt über das Siedelwerk im 11. Und 12. Jahrhundert, vorangetrieben durch die Ludowinger, den Käfernburg/Schwarzburgischen Grafen, dem Adel und der Kirche. Mit dem Ausbau der Siedlung und Herrschaft hat sich auch die Kirchenorganisation fortentwickelt. In der Zeit 1111 -1137 wurden unter Erzbischoff Adalbert I. (Mainzer Diözese) die vier Archidiakonate (St. Marien und St. Severin in Erfurt, Jechaburg und Dorla) und vermutlich gleichzeitig die Sedes eingerichtet. Gera war der westlichste Ort im
Archidiakonat St Mariae Erfurt und war dem Sedes/stuhl Kirchheim untergeordnet.

In unserer Urkunde wird der Pfarrer Ulrich als Kanonikus von St. Mariae angegeben, war also Mitglied eines Kapitels oder Stifts im Archidiakonat Beatae Mariae Virgines Erfurt und konnte somit über Land mitverfügen, welches dem Archidiakonat zur Verfügung stand. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass bei der Bildung der Archidiakonate dieselben in Landbesitz gekommen sind, sondern vielleicht schon das Siedelwerk der Fürsten und Kirchen in Gange war und die Erfurter Kirche schon vor der Bildung der Archidiakonate im Besitz von Land in unserem Raum war. Dies alles sind aber bis jetzt nur Annahmen.

4. Wie schon einmal erwähnt, waren slawische Volksstämme bis in unser Gebiet entlang des Gebirgssaumes des Thüringer Waldes und sogar entlang der Flusstäler in das Gebirge hinein vorgedrungen. Die Orts-, Fluss- und Flurbezeichnungen mit typischen Wortsilben der slawischen Sprache weisen vielerorts darauf hin. Zum Beispiel die Wortendung  „-itz“. Ein kleiner oberhalb von Arlesberg rechtsseitig in die Gera einfließender Bach, die Jüchnitz, in früheren Zeiten auch Godenitz, Bodenitz, Judenitz, Jugnitz und Jügnitz genannt. In „Die Gothaischen Ortsnamen“ /5/ von Carl Lerp ist die Deutung wie folgt: -jügen: kleiner Ort, -itz: Stätte, wie Wohnstätte. Die volkstümliche Bezeichnung des Jüchnitz-Baches lautet auch „d´jetzen , wobei „jetze“ wieder soviel wie Wäsche bedeutet. Tatsache ist, dass im oberen Lauf der Jüchnitz, 200-300 m unterhalb der Quelle, die Flurbezeichnung „Wäsche“ und auch die „Waschwiesen“ seit alters her bekannt sind. Bekannt ist aber auch, dass in diesen Gebieten in alten Zeiten Braun- und Eisenstein gegraben und der gefundene Braunstein an Ort und Stelle gewaschen wurde und daher die vorgenannten Bezeichnungen darauf zurückzuführen sind.

Auch auf die Bezeichnung des Flusses „Zahme Gera“ mit einer früheren Bezeichnung die „windische“ oder auch „wendische“ Gera kann hingewiesen werden. Aber diese Bezeichnungen finden sich erst im 15./16. Jahrhundert als schriftlicher Nachweis. Sie können aber somit keinen Nachweis slawischer Siedler erbringen, es sei denn, dass sich diese Bezeichnung im Volksmund von Generation zu Generation erhalten hat. Bekannt ist aber, dass Plaue a. d. Gera ursprünglich eine slawische Siedlung war. Unsere jetzt „Zahme Gera“ wurde in alten Zeiten die „Alte, Große, Weisse und auch Milde Gera“ genannt bis zum Zusammenfluss mit der „Wilden“ und auch „Kleinen Gera“ bei Plaue.

Mit diesen Ausführungen sollte nur gesagt werden, dass in früheren Zeiten in unserer Gegend auch schon Menschen ansässig waren, aber jedoch nichts Genaueres bekannt ist.

Fortsetzung folgt!

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