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Die Sänger vom Geraberger Liederkranz fuhren zur „…Nordseeküste, am plattdeutschen Strand…“

von Alexandra

Ein Vierteljahrhundert macht der „Geraberger Liederkranz“ seine Sommerausfahrten in alle Himmelsrichtungen, sowohl im Inland wie auch schon in 11 europäische Nachbarländer. Viermal ging es dabei in Richtung Norden, so auch 2007 nach Husum in Nordfriesland, also dorthin, wo wir die Halligen finden. Jetzt führte uns unser Weg zum Sommerausklang in der letzten Augustwoche nach Aurich in Ostfrieland, und wir wollten uns selbst überzeugen, wie unsere Ostfriesen wirklich sind.

Der erste Tag unserer fünftägigen Reise musste leider für „777 Jahre Geraberg“ hergegeben werden. So fuhren wir am Montag mit 48 Sängern, deren Anhang und einigen Fans mit unserem neuen Busfahrer Dirk erst nach Westen, dann nach Norden, vorbei am Harz, Lüneburger Heide und Ammerland. Zwei Stunden mit zähem Auto-bahnverkehr sind heute wohl nicht zu vermeiden. Sie konnten uns aber nicht verdrießen. Gemischtes Wetter war angesagt, der Himmel wurde immer größer und weiter, und die Wolkengebilde immer schöner. Natürlich durften auch auf dieser Reise unsere Kuchenpausen nicht fehlen. Noch am hellen Abend trafen wir dann im großen reetgedeckten Nobelhotel, dem „Landgasthof zur alten Post“ in Aurich-Ogenbargen ein. Reisemüdigkeit nach dem Abendessen versagten uns Schwimmbad, Sauna und allgemeine Geselligkeit.

Die Insel Norderney war am zweiten Tag unser Reiseziel mit Reiseleiterin Waltraut. Zunächst ging es bei einstündiger Busfahrt durch die herrlich grüne Marschlandschaft zum Fähranleger in Norddeich bei herrlichem Sommerhimmel auf weitgehend schnurgeraden Straßen und Alleen ! Die Fähre brachte dann uns, die Tagesausflügler und auch die ganz schweren Lasten, noch bei Flut mit einstündiger gemütlicher Fahrt zum Inselhafen. Der sich verfinsternde Himmel ließ es dann für eine Stunde regnen. Das war zugleich auch die Stunde der Inselrundfahrt mit dem bereitstehenden Bus auf der 14 km langen Insel. Es ging in den östlichen, weitgehend naturbelassenen Inselbereich, der geprägt ist von mit Strandhafer bewachsenen Dünenhügeln. Hie und da ein Hof, ein Golfhotel oder ein Ferienlager aus alter oder neuer Zeit. Einen Stopp gab es an der Weißen Düne mit erhabenem Ausguck über Insel und Wattenmeer und natürlich die weite Nordsee. Mit dem Ende der Rundfahrt im Kurstädtchen Norderney im Westen der Insel war sie dann auch wieder rechtzeitig da – die Sommersonne. Sie begleitete uns wie abgezählt knapp drei Stunden lang für unser individuelles Ausschwärmen durch die alt- und neuehrwürdige Kurstadt Norderney mit ihren weißen und bunten Häusern, bei Strandshopping, bei der Einkehr, beim Eisessen und über die Promenade. Uns begleitete eine leichte Brise bei wolkengetürmtem Sommerhimmel und der Blick schweifte weit hinaus. Alle fanden sich wieder am Sammelpunkt um 3. Der Fahrer des Buses zum Hafen hörte was von „Thüringen“ und er gab uns sofort das Stichwort: „Rennsteiglied“. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, und bis zum Inselabschied im Hafen waren alle Strophen aus voller Kehle gesungen. Bei Ebbe fuhren wir zurück. Statt der versprochenen Seehundparade an der großen Sandbank konnte man „vielleicht“ mal hier oder da ein Schwänzchen oder Köpfchen zu Gesicht bekommen.

Unsere Busrückfahrt, diesmal „untenrum“, machte noch einen Schlenker durch Marienhave, einem kleinen Ort, der heute nicht mehr an der Nordseeküste, sondern rund 10 km im Binnenland liegt. Klaus Störtebecker fand hier vor mehr als 600 Jahren Unterschlupf mit seinen Mannen. Viel Zeit zum Schwimmen oder Spazieren blieb uns am Hotel nicht. Trotzdem berichtete Dieter beim Abendessen von einer besichtigten „vollautomatischen Rinderhaltung“. Von nur zwei Brüdern werden über 100 Rinder vollautomatisch gemolken, gefüttert und zu Bett gebracht. Einsame Landidylle mit Nobelhotel – und daneben schon KI-gesteuerte hochmoderne Landwirtschaft !

Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn wir nicht nach dem Abendessen mit guter Geselligkeit zu Gange gewesen wären. Schließlich macht auch das immer einen wesentlichen Teil des Reizes unserer sommerlichen Ausfahrten aus. Unsere Seniorin Ruth hatte ihre Gitarre an Bord. Wir sangen, tranken, lachten, und viele packten das eine und andere hinein in diesen geselligen Abend.

Groningen in der niederländischen Provinz gleichen Namens war unser Reiseziel des dritten Tages, eine Universitätsstadt mit einer Viertelmillion Einwohner bei rund 50-tausend Studenten. Wir fuhren also nach Westfriesland, 60 km auf deutscher und 60 km auf niederländischer Autobahn und dabei hindurch durch einen Tunnel unter der Ems. Was für eine quicklebendige Großstadt mit gut gemischter altholländischer und hypermoderner Architektur. Diese war zunächst für uns auf einer Grachtenrundfahrt rund um die Innenstadt zu bewundern. Bevor unsere Reisegruppe in individuelle Grüppchen versprengte, spazierten wir zum neuen Highlight der Stadt, dem „Groningen-Forum“, dem neu erbauten und hochmodernen Kulturzentrum der Stadt mit vielen Dienstleistungen, Universitätsteilen und riesenhoher Aussichtsplattform über den hohen Häusern der Stadt. Wer wusste vorher schon etwas von Groningen ? Diese Stadt muß mehr Fahrräder als Einwohner haben. Deshalb braucht es hier nur hochkonzentrierte Fußgänger, in der Stadt mit den für mich auffällig vielen jungen Leuten.

Die Rückfahrt führte uns teilweise über die sehenswerten Dörfer um Beerta und Bad Neu-schanz, mit neu erschlossener warmer Quelle und auch mit eigener historisch kommunistischer Tradition. Den dritten und zugleich schon wieder letzten Abend im Hotel gestalteten wir sehr entspannt nach Art des Vorabends.

Das Highlight des vierten und zugleich Rückfahrtstages: Der Besuch der Meyer-Werft in Cloppenburg an der Ems. Wir wandelten geführt durch das Besucherzentrum und durch die über 500 m lange Dockhalle, bestaunten mit geschlossenem oder offenen Mund in den Hallen und am Außenpier die in den verschiedenen Ausbaustufen liegenden Kreuzfahrtschiffe als Ozeanriesen für 3- oder 6-tausend Passagiere. 1300 Ingenieure planen hier solche für 9-tausend Passagiere. Ostfriesisch herb ! Und die Ostfriesen ? – fast so wie wir.

Schon bei Dunkelheit entließ uns Dirk dann in der Heimat grüppchenweise. Was für eine schöne Sommerausfahrt ohne Pannen und Zwischenfälle und mit viel Touristenerleben !

Dr. K. Bödrich

Vor der Insel Norderney

Auf dem  “Groningen-Forum“
– über den Dächern der Stadt –

Im Werksgelände der Meyer-Werft

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