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Eine Hommage zum 210. Todestag von Georg Christoph Kellner

von Alexandra

Er war ein mehrfach begabter Tausendsassa –
Georg Christoph Kellner (1765 Kassel-1808 Kassel) – Enkel von Johann Peter Kellner – eine Hommage zu seinem 210. Todestag am 8.9.2018.

Er ist im weit verzweigten Reigen der Gräfenrodaer Musikerfamilie um Johann Peter Kellner die Ausnahmeerscheinung. Er war nicht nur Komponist und Organist, sondern auch Literat -eine der so genannten Mehrfachbegabungen seiner Zeit, des späten 18. Jahrhunderts.

Der Großvater Johann Peter (1705-1772) wird den Enkel wohl kaum gesehen haben. Die bisherige Forschung kann nichts dergleichen nachweisen. Georg war sieben Jahre, als der Großvater starb. Der Ältere wäre sehr stolz auf den Jungen gewesen und der Junge hätte noch viel mehr von dem Älteren lernen können. Georgs Ge-burtstag ist der 11. Juni 1765.

Vor drei Jahren wurde im Rahmen der Johann-Peter-Kellner-Festwoche in Gräfenroda  an dessen 310. To-destag erinnert und das 250. Geburtstagsjubiläum des Enkels mit eingeschlossen. In diesem Jahr wäre der Großvater 313 Jahre alt, der Enkel hätte seinen 253. Geburtstag und seinen 210.Todestag am 8. Sep-tember 2018.

Dieses Datum soll Anlass sein, an ihn zu erinnern, ihn einmal mehr aus einem nicht verdienten Schattendasein herauszuholen.

Beschränkten sich die berühmten Kellners um ihn auf ihre musikalischen Talente, so wird Georg mehr und mehr zum Tausendsassa, der während seines kurzen Lebens in vielen Facetten seiner Zeit zu finden ist. Gibt es vom Großvater Johann Peter und Vater Johann Christoph wenigstens Porträts als Ansätze zu Lebensentwürfen, so ist sein Porträt leider im Kassler Stadtarchiv verschollen.

Inzwischen hat sich der Informationsradius durch Forscherfreude, Entdeckergeist und dem Interesse, die große Musiker- und Literatenfamilie mehr und mehr  in den Focus der Öffentlichkeit zu rücken, um ein Mehrfaches erweitert. Dieses Mehrfache zeigt sich nicht nur in einer ansehnlichen Sammlung von Archivalien, sondern auch in den Betätigungsfeldern des ältesten Sohnes von Johann Christoph und Enkel von Johann Peter, von denen es sich lohnt, aufgearbeitet zu werden.

„Georg Christoph Kellner – privatisierender Gelehrter“, so bezeichnet er sich in einem Brief an einen der Großen der Literaturgeschichte: Christoph Martin Wieland. Hier bittet Kellner Wieland in dessen Eigenschaft als Verleger  1797 um Veröffentlichung  einer seiner Abhandlungen über Philosophie im renommierten Blatt „Teutscher Merkur“.

Aus der Feder des jungen Georg stammen nicht nur musikalische Werke, wie: eine Klavierschule für An-fänger, Orgelstücke und Lieder. Er war auch Literat und Philosoph. Er beschäftigte sich u.a. mit griechischer Geschichte, nahm sie sich zum Vorbild und verfasste allein 64 Publikationen verschiedener Genre. Der junge Autor erprobte hier sein literarisches Talent, bat immer wieder Rezensenten um ausführliche Stellungnahmen und konnte mit dem Roman „Die Edlen der Vorwelt“ einen Erfolg verzeichnen, der den Themenkreis seiner nächsten Werke festlegte.

Die Spannweite ist groß: Erzählung, Novelle, Erziehungsroman, Schauspiel, Übersetzung der Werke des griechischen Philosophen Plutarch. Sein Verdienst war es auch, sich durch anstrengende Bemühungen gegenüber den oft negativ bewerteten Jugendromanen mit anderen Werkformen am sogenannten literarischen Markt zu behaupten.

Er setzte sich mit der Kantschen Lehre auseinander und Inhalte seiner Werke legte er oft fiktiv in den Thüringer Wald, beispielsweise  in die Gegend um Ilmenau, Schleusingen und Burgau. Brisant sind streitbare Korrespondenzen, philosophisch und politisch hochaktuell! Fragen, wie die  über die Moral, Erziehung Gewohnheiten der Menschen, Weltpolitik, Wachstum der Weltbevölkerung und deren dramatische Folgen  werden prosaisch verarbeitet.

Als Organist der Luther-Kirche in Kassel kam der 38-jährige Georg doch noch in ein Amt und zu regelmäßigen Einkommen. Seine Eheschließung im Mai 1804 vervollständigte die bürgerliche Existenzabsicherung. In der Folgezeit gab es noch einige ethnografische Aufsätze. Danach fehlen jegliche Informationen über ihn. Er wurde 43 Jahre alt.

Als Literat wird er in den Todesanzeigen nicht benannt. Seine Bücher werden heute in Deutschland nicht mehr verlegt. Vielleicht waren seine politischen Ansichten, seine Erkenntnisse aus philosophischen Betrachtungen heraus einigen Leuten suspekt? Seltene Ausgaben hat ein eifriger Antiquar in Erfurt. In einigen deutschen Bibliotheken und Archiven, den Gedächtnissen der Menschheit, gibt es zwar nicht ausleihbar, aber wenigstens haptisch greifbar und einlesbar, einige Ausgaben seiner, Georg Christoph Kellners Werke.

Ein Titel, „ Molly und Urania“,  wurde vor einigen Jahren in den USA neu verlegt und dort sehr gerühmt. Bereits ein zeitgenössischer Rezensent lobte das Unerhörte in dieser Novelle: „Herr  Kellner hat […] viel Außerordentliches und Ungewöhnliches zusammengedrängt, und mehr Bewunderung und Überraschung, als sanfte Leidenschaft, hervorzubringen gesucht. Man liest ihn mit Vergnügen, da er mit Kraft und Wärme erzählt.“ Diese Ausgabe  ist über Amazon erhältlich.

Die Johann-Peter-Kellner-Gesellschaft Gräfenroda e.V. beschäftigt sich seit ihrer Gründung 2010 mit  Leben und Werk der großen „höchst tüchtigen“ Familie mit ihren „Wurzeln in einem kleinen Nest“  und versucht, durch Publikationen, musikalische Aufführungen und Vorträge die Musiker und Literatenfamilie Kellner in ein noch würdevolleres, ihr gerechter werdendes Licht zu setzen. Diese Kellners waren alle vortrefflich, ob in Musik oder in Literatur!

Rotraut Greßler,
Johann-Peter-Kellner-Gesellschaft e.V. Gräfenroda  

Foto zur Meldung: Eine Hommage zum 210. Todestag von Georg Christoph Kellner
Foto: Eine Hommage zum 210. Todestag von Georg Christoph Kellner

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