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Jakob van Hoddis in Frankenhain

von Alexandra

Nur den wenigsten Bürgern von Frankenhain wird es bekannt sein, dass Jakob van Hoddis – ein herausragender Lyriker des Expressionismus – einige Jahre seines Lebens in Frankenhain verbracht hat. Der Expressionismus war eine prägende Stilrichtung der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts und richtete sich als Protest gegen damals bestehende Ordnungen, gegen den Krieg, das Elend an der Front des 1. Weltkrieges und gegen unmenschliche Verhältnisse, denen die arbeitende Bevölkerung ausgesetzt war. Jakob van Hoddis schuf eines der bedeutendsten Gedichte des Expressionismus mit dem Titel „Weltende“.

Er vermittelt in diesem eine neue Art der Wahrnehmung gegenüber den bis dahin geltenden naturalistischen Einzelbildern. So kann man ohne Umschweife sagen: Ein Kultgedicht des Expressionismus! Die Wahrnehmung des Expressionismus bezieht sich in heutiger Zeit meist auf Maler; Kadinsky, Marc, Schmidt-Rottluff, Kirchner, Heckel sowie Bildhauer wie Barlach oder Architekten wie Mendelson oder Behrens. Literarische Werke des Expressionismus haben leider in der heutigen Zeit an Bedeutung verloren. Ein Grundgedanke des Expressionismus war es, einen Zusammenschluss von Architekten, Malern und Bildhauern und Kunstschriftstellern zu vereinen und die Tendenzen der verschiedenen Ausprägungen der Kunst einer breiten Bevölkerung nahe zu bringen.

Unsere Gegend hat historische Ansätze zum Expressionismus; nicht nur van Hoddis sondern auch Edward Munch, der einige Zeit in Elgersburg verbrachte oder Lyonel Feininger, der mit dem Fahrrad von Weimar aus Thüringen erkundete, weisen expressionistische Wurzeln auf. Man sollte deshalb Jakob van Hoddis auch in Frankenhain gedenken.
Jakob van Hoddis – sein eigentlicher bürgerlicher Name war Hans Davidsohn – lebte einige Jahre in Frankenhain in der ehemaligen Grundschule in der Niester Straße. Er war Gründer des literarischen Neuen Clubs und des daraus hervorgegangenen Neopathetischen Cabarets. Er war jüdischer Abstammung und wurde 1942 von den Nationalsozialisten nach Polen deportiert und im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Man könnte an der ehemaligen Wohnstätte eine Gedenktafel anbringen, hätte jedoch auch die Möglichkeit, die gegenüber liegende Bushaltestelle künstlerisch zu gestalten. Nun ist es schwerlich möglich, das literarische Werk und das Leben dieses bekannten Dichters als solches und ungegenständlich darzustellen. Deshalb erachten wir es als eine Möglichkeit, Grundgedanken des Expressionismus aufzugreifen und auf Ideen des Arbeitsrats für Kunst zurückzugreifen. Dieser hat einen Zusammenschluss von Architekten, Malern, Bildhauern und Kunstschriftstellern geschaffen mit dem Ziel, die Tendenzen der verschiedenen Genres der breiten Bevölkerung nahezubringen. In ähnlicher Form, jedoch in ganz kleinem Maße wäre es möglich, die gegenüber liegende Bushaltestelle aufzuwerten.

Im Rahmen der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist es erforderlich, dass die beiden Bushaltestellen in unserem Ort behindertengerecht umgestaltet werden. Basis für diese gesetzliche Vorgabe ist der Thüringer Maßnahmenplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, welcher eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vorsieht.-
Wobei nicht nur Menschen mit Behinderungen in den Genuss der Barrierefreiheit kommen sollen. Ebenso sollen Senioren mit Gehilfen oder Eltern mit Kinderwagen ohne Probleme die Haltestellen nutzen können.
Nun müssen Bushaltestellen nicht immer fortlaufend gleich aussehen, sondern man könnte diese eine Bushaltestelle als Alleinstellungsmerkmal umgestalten und dort an Jakob van Hoddis erinnern. Fördermittel können, sowohl für die barrierefreien Haltestellen als auch für die „expresionistische Gestaltung“ der Bushaltestelle durch die Gemeinde hierfür beantragt werden. Nutzer der Bushaltestelle wie Einwohner und Gäste könnten sich mit interessanten und wissenswerten Anschauungen auseinandersetzen.

Hans-Georg Fischer
Ortschaftsbürgermeister Frankenhain

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